Als aus Grau Bunt wurde

Als Geralf Pochop seine Ausreise aus der DDR endlich ereicht hatte und er sich nun von Westdeutschland aus um die Flucht seiner Freundin kümmerte, da geschah das Unerwartete: die Mauer fiel. Die „intensivste Zeit“ seines Lebens lag ohnehin schon zurück, nämlich als er Jahre zuvor in seiner Heimatstadt Halle als Punk unwillentlich „am Fundament des Sozialismus“ nagte.

Obwohl der Widerständige mit der bunten Frisur eigentlich nichts weiter wollte als „nur Musik hören und cool aussehen“, geriet er in die Mühlen der Staatssicherheit, die gleich alle Register der Repression zog. Die Zeit der staatlichen Verfolgung und Inhaftierungen fasst Pochop rückblickend dennoch so zusammen: „Punk war das Beste, was uns in der DDR passieren konnte.“

Seine Erlebnisse hat er später als Zeitzeugenprojekt in dem Buch „Untergrund war Strategie. Punk in der DDR: Zwischen Rebellion und Repression“ wiedergegeben, das auch in der Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen ist. Am 21. September war Pochop zu einer szenischen Lesung in die Dorfkirche des Trebbiner Ortsteils Stangenhagen gekommen, um aus seinem Folgewerk „Zwischen Aufbruch und Randale. Der wilde Osten in den Wirren der Nachwendezeit“ vorzutragen. Darin schließt der Zeitzeuge Geralf Pochop unmittelbar an sein Erstlingswerk an, an die Zeit nach der Ausreise, Mauerfall und Rückkehr in seine Heimatstadt Halle.

Eine Wanderausstellung „AUS GRAU WIRD BUNT“ mit zahlreichen Stelltafeln begleitete die Lesung und warf noch einmal mit Fotos und Textdokumenten einen Blick zurück in die Wirren der Nachwendezeit.

Zeitzeugen waren auch die Autoren Raik Adam (rechts) und Dirk Mecklenbeck, die zu Beginn der Veranstaltung aus ihrer Graphic Novel „Rebellion hinter der Mauer“ vortrugen, in der sie ebenfalls zurückblicken in die Zeit der Indoktrinierung und staatlichen Gängelung zum Ende der siebziger Jahre in der DDR.

 Auf einer Leinwand hinter den Vortragenden begleiteten einige des mehrere hundert Zeichnungen umfassenden Comic die Lesung, die zuweilen der Illustrator Dirk Mecklenbeck mit Gitarrenklängen untermalte. Die drei Referenten gaben im Anschluss an die von der Partnerschaft für Demokratie geförderten Lesungen im Zeitzeugengespräch Auskunft und Einblicke in eine Zeit, die auch vielen Besuchern des Nachmittags noch in Erinnerung gewesen sein dürfte.