Verschwörungsglaube: Zerreißprobe für Beziehungen

Coronamaske

Demos-Institut bietet Beratung

Rat und Hilfe für Menschen, die sich im Umgang mit verschwörungsgläubigen Angehörigen oder Freunden belastet fühlen, bietet das Potsdamer Demos-Institut. „Die Menschen sollen Entlastung finden, indem sie die belastende Situation besser bewältigen“, meint Berater Janek Buchheim. Aber auch in Not geratenen Anhängern selbst können Wege zur Rückkehr eröffnet werden.

Als die Erde noch eine Scheibe war, Echsenmenschen die neue Weltordnung planten und Cloudbuster gegen Verdummungsgift aus Flugzeugen half, hatten die Dinge noch ihre schrullige Ordnung. Die Corona-Zumutung hat das geändert. Die Pandemie hat bei manchen die Sicht befördert, Opfer einer maßlosen Verschwörung zu sein, eines raffinierten Vernichtungsplans zum Wohle einer Handvoll Gewinnler.

„Verschwörungsgläubige teilen die Welt in Gut und Böse ein und unterstellen den handelnden Politikern einen großen Plan“, sagt Markus Klein. Für den  Geschäftsführer des Potsdamer Demos-Instituts für Gemeinwesenberatung macht es die Sache nicht leichter, dass die dem Verschwörungsdenken Ausgelieferten das allein seligmachende Wissen um die Zusammenhänge für sich beanspruchen.

Über die Gründe und Ursachen, warum Menschen in den Strudel der Verschwörungsfantasien geraten und ohnmächtig verstrickt bleiben, ist nachgedacht und geforscht worden. Der Hang, statt erklärbarer Zusammenhänge und Widersprüche eher Intrigen und Geheimbündelei zu erblicken, ist nicht neu und über die Jahrhunderte belegt. Das macht das Verschwörungsgeschehen um Corona nicht weniger risikoreich.

Das Demons-Institut berät seit 2006 Kommunen und Vereine bei Rassismus, Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Im September hat das Institut begonnen, auch die Krisenlage in den Blick zu nehmen, in die Angehörige und das weitere Umfeld von Verschwörungsanhängern geraten können. MITMENSCH heißt das Angebot, mit dem Demos auf die gestiegene Zahl Gefährderter reagiert – und die Folgen, die sich „auf das Handeln und die Gestaltung von Beziehungen mit Angehörigen, Freund:innen, Kolleg:innen und dem Rest der Gesellschaft“ auswirken.

Partnerschaften zerbrechen, Freundschaften gehen auseinander, im Kollegenkreis herrscht Ratlosigkeit. Demos fragt: „Haben Sie es vergeblich mit Faktendiskussionen und Vernunftappellen versucht? Erleben Sie statt der erhofften Einsicht eine zunehmende Polarisierung und wissen nun einfach nicht mehr weiter?“ Nicht immer fällt es den Menschen leicht, über das so entstandene Leid zu sprechen; manche überfordert die Lage so sehr, dass ihnen Lösungswege verschlossen sind.

Bei Entscheidungskonflikten bietet MITMENSCH Hilfe an und erarbeitet mit den Ratsuchenden Strategien zur Bewältigung. „Unser Angebot zielt nicht darauf, Schiedsrichter zu sein und zu sagen: das ist richtig und das ist falsch“, sagt Markus Klein. Ziel ist, Menschen im Umgang mit Verschwörungsgefangenen zu stärken und schließlich auch zu einem „selbstfürsorglichen und selbstschützenden Umgang mit der Situation zu finden“.