Zufriedenheit mit Schönheitsfehlern

Gefallen an der Demokratie in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren gewachsen, rechtsextreme Einstellungen sind zum Teil deutlich zurückgegangen. Hassäußerungen gegenüber Frauen, Migranten und Muslime haben dagegen zugenommen. Auch sind autoritäre Einstellungen in der Bevölkerung gewachsen. Das sind die zentralen Ergebnisse der jüngsten „Leipziger Autoritarismus-Studie“ mit dem Titel „Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten. Neue Herausforderungen – alte Reaktionen?“.

Anfang November haben die Autoren Oliver Decker und Elmar Brähler vom Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus- und Demokratieforschung der Universität Leipzig ihre Forschungsergebnisse in Berlin vorgestellt. Seit zwei Jahrzehnten beobachten sie die Entwicklung autoritärer und rechtsextremer Einstellungen in Deutschland.

Zwei Prozent der Menschen in Ostdeutschland zeigen ein geschlossenes, rechtsextremes Weltbild, heißt es in der Studie. 2020 waren es noch rund zehn Prozent. „Die Zustimmung zu rechtsextremen Aussagen nimmt nicht nur im gesamten Bundesgebiet ab, sondern insbesondere in Ostdeutschland. Das ist eine gute Nachricht, aber nur das halbe Bild“, so Oliver Decker. Denn im gleichen Zeitraum seien die Vorurteile gegen Mitbürger, die als „anders“ empfunden würden, in Ostdeutschland von 27,8 Prozent auf 31 Prozent gestiegen. In Westdeutschland gingen sie von 13,7 auf 12,6 Prozent zurück.

Die Leipziger Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass die Demokratie als Staatsform zwar weitgehend als attraktiv empfunden wird. Doch nur die Hälfte der Befragten sei mit der demokratischen Alltagspraxis zufrieden. So hätten viele das Gefühl, im politischen Geschehen keine Mitwirkung zu haben. Die Folge: Aggressives Verhalten nimmt zu.

So sei die Ablehnung von Muslimen in Ostdeutschland im Vergleich zu 2020 angestiegen. 46,6 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass „Muslimen die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden (sollte)“, in Westdeutschland sind es halb so viele. Sinti und Roma erfahren ebenfalls Ablehnung von mehr als der Hälfte in Ostdeutschland gegenüber 23,6 Prozent im übrigen Bundesgebiet.

Zur Studie
Studiogespräch mit Elmar Brähler (Deutschlandfunk Kultur)
Oliver Decker stellt die wichtigsten Ergebnisse der Leipziger Autoritarismus-Studie vor (Youtube)