Jugendkonferenz: Landkreis unterwegs

Noch vor den Landtagswahlen im September soll das neue Kinder- und Jugendgesetz Brandenburgs Wirklichkeit werden. Das 152 Paragraphen umfassende Regelwerk wird dann nicht nur die rechtliche Position junger Menschen stärken, sondern ihnen auch mehr Schutz und Teilhabemöglichkeiten einräumen.

Wie stark junge Leute häufig ohne ihr Zutun von Entscheidungen aus Politik und Verwaltung betroffen sind, machten zahlreiche Klagen und Anregungen deutlich, die bei der 5. Kinder- und Jugendkonferenz am 16. und 17. April vorgetragen wurden. Landesbeauftragte Katrin Krumrey hatte gemeinsam mit Landrätin Kornelia Wehlan nach Luckenwalde eingeladen, und rund 80 junge Menschen aus mehreren Schulen des Landkreises waren gekommen. Die Stadt Luckenwalde und die Partnerschaft für Demokratie waren Mitveranstalter.

Die ehemalige Vorsitzende des Rangsdorfer Jugendparlaments, Pauline Olsson, zeichnete ein gemischtes Bild der Stimmungslage junger Menschen: „Gerade Jugendliche sind oftmals frustiert dadurch, dass ihnen so viele Steine in den Weg gelegt werden. Sie sind aber auch voller Hoffnung, dass es an einigen Stellen wirklich gut funktioniert.“

Der erste Konferenztag stand im Zeichen von Politik, Verwaltung und Sozialarbeit. Im Mittelpunkt: Wege und Grenzen, Jugendbeteiligung zu verwirklichen und damit nicht zuletzt den Erwartungen des künftigen Gesetzes nachzukommen. Zudem informierten die zuständigen Stellen und Fachämter „zum Sachstand der Beteiligungsstrategie auf Landkreisebene“. Derzeit erarbeite der Landkreis ein Konzept zur Kinder- und Jugendbeteiligung, stellte die Beauftragte für Bürgerbeteiligung Jennifer Rupprecht fest. Das Ziel sei, einen Verwaltungsleitfaden als Grundlage für die Teilhabe von Jugendlichen zu erstellen.

Brandenburgs Kinder- und Jugendbeauftragte Katrin Krumrey begründete die Beteiligung der Behörden: „Bei der Konferenz ist es so, dass wir nicht nur junge Menschen einladen, sondern auch die, die am Ende mit den jungen Menschen Politik machen müssen.“ Und die hatten am zweiten Konferenztag im Go7 das Heft in der Hand.

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„Ich für mich sehe das, glaube ich, so,
dass es ganz wichtig ist,
dass alle Ebenen miteinander ins Gespräch kommen
und tatsächlich dann gemeinsam überlegen,
wo, bei welchen Projekten kann es gelingen,
eben zu einer sinnvollen Kinder- und Jugendbeteiligung zu kommen.“

Claudia Zinke, Staatssekretärin für Bildung, Jugend und Sport
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Betrachtet man die Notizen und Anregungen der Jugendlichen im Luckenwalder Jugendzentrum Go7, gewinnt man den Eindruck, kaum ein Alltagsbereich im Leben Jugendlicher sei von Verbesserungschancen ausgenommen. Von der Forderung nach besserer Hygiene auf Schultoiletten bis zum Wunsch nach Raucherecken – aber auch Rauchverbot – auf dem Pausenhof, von dringlicher Digitalisierung im Schulalltag bis zur inhaltlichen Unterrichtsgestaltung und zur Ablehung von Quereinsteigern in der Lehrerschaft – soweit es sich nur um Schulbelange dreht – brachten die Pinwände einen breiten Wunschkatalog an den Tag. Dabei dürfte die Forderung nach „Kündigung von Frau K****“ der Ausrutscher einer einzelnen Enttäuschten gewesen sein.

„Starke Runde! Starke Veranstaltung!“ attestiert ein Facebook-Eintrag später der Diskussionsrunde mit Landrätin Wehlan und der Landesjugendbeauftragten Krummrey. Kornelia Wehlan hat „gute Anregungen aus dieser Konferenz mitgenommen“, die für die geplante Beteiligungsrichtlinie des Landkeises von Nutzen sein würden.

Fotos: Rico Oppitz; Jugendforum TF