1933-45: Jugend will mehr wissen

Auch acht Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hat das Interesse an der Geschichte des Nationalsozialismus nicht nachgelassen. Im Gegenteil: Gerade die 16- bis 25-Jährigen sind es, die mehr über diese Zeit wissen wollen – mehr als Angehörige der älteren Generation. 63 Prozent der jungen Erwachsenen geben an, sich intensiv mit den NS-Jahren auseinandergesetzt zu haben oder mehr darüber erfahren zu wollen. Bei anderen Altersgruppen ist das Interesse weniger ausgeprägt.

Über die Hälfte wünscht sich, historische Orte und Gedenkstätten besuchen zu können, und 48 Prozent erwarten, dass in Schule und anderen Bildungsstätten Bezüge zwischen Vergangenheit und Gegenwart hergestellt werden. Dass dies dringend geboten wäre, zeigt ein anderes Ergebnis der Befragung: Nur etwa 50 Prozent konnten den Zeitraum der NS-Herrschaft konkret benennen.

Die Zahlen stammen aus einer Untersuchung des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld und wurde von der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gefördert. Für diese „MEMO-Jugendstudie 2023“ sind 3.485 repräsentativ ausgewählte junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren im September/Oktober 2021 befragt worden und 838 von ihnen erneut ein Jahr später in einem Online-Verfahren.

MEMO steht für Multidimensionaler Erinnerungsmonitor. Mit diesen Studien forscht das Bielefelder Institut seit 2018 zum Thema Erinnerungskultur in Deutschland. In der jüngsten Studie, die Ende Februar von der Stiftung EVZ in Berlin vorgestellt wurde, sind erstmals nur junge Menschen zu Wort gekommen.

Die Stiftungsvorsitzende Andrea Despot erhofft sich Konsequenzen aus den Ergebnissen, denn „wer sich mit Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung durch die Nationalsozialisten auseinandersetzt, schaut sensibilisierter auf Diskriminierung heute. Geschichtsvermittlung ist ein Booster für Solidarität und Demokratie“.

Zum Download der Studie