Wer wählen geht, hat mehr vom Leben

In diesem Jahr ist es besonders wichtig, am 9. Juni gut ausgeschlafen zu sein. An diesem Tag gilt es, eine Menge Kreuzchen zu setzen. Es geht darum zu wählen, wer in den kommenden Jahren in Dorf und Gemeinde, in Stadt und Kreis und schließlich im Europäischen Parlament die Geschicke – unsere Geschicke – mitbestimmt.

In krisengeschüttelten Zeiten sind gute Nachrichten eher selten. Dies ist eine: In diesem Jahr bewerben sich in Brandenburg mehr Menschen für ein kommunales Amt als bei den Wahlen vor fünf Jahren. Während Amtsträger und kommunale Politikerinnen mancherorts Übergriffen bis hin zu offener Gewalt ausgesetzt sind, setzen viele mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement auch ein Zeichen für Widerständigkeit gegen Extremisten jeglicher Couleur.

Auch wenn der Anteil von Frauen sich mit knapp 30 Prozent der Kandidierenden immer noch recht bescheiden ausnimmt, gilt: ihre Zahl wächst – um zwei Prozent im Vergleich zu 2019.

56 Personen werden demnächst im Luckenwalder Kreistag ihre Aufgabe als Bürgervertretung der Menschen in Teltow-Fläming aufnehmen. In 16 Städten und Gemeinden werden über 300 Personen stellvertretend für die Bürgerschaft die lokale Verwaltung begleiten und für den Haushalt der Kommune zuständig sein. Ihnen stehen ebenfalls neu zu wählende Ortsbeiräte zur Seite, die die Gemeindevertretung beraten und dabei die Interessen ihrer Ortschaften im Auge behalten.

Und hier zeigt sich, warum es wichtig ist, am 9. Juni ausgeschlafen und hellwach zu sein. Krisen und Konflikte, die sich außerhalb von Teltow-Fläming abspielen, bleiben schließlich nicht ohne Rückwirkung auch auf den Landkreis. Das Thema Fachkräftemangel und Migration zum Beispiel. Einige sind der Meinung, Russlands Krieg in der Ukraine sei weit weg und eigene Probleme dagegen hautnah. Andere sagen, das sei ein gefahrvoller Trugschluss. Nur zwei Krisen, die unsere Gesellschaft schütteln. Wer spricht eigentlich in diesen Tagen noch von der uns alle und alles bedrohenden Klimakrise?

Es gibt einen Ratschlag, vielleicht der beste von allen: Mensch, geh wählen!

Und dann noch die Europawahl. In der Wahlkabine entfaltet sich Europa auf stattliche 80 Zentimeter. Immerhin müssen 34 Listen (Parteien) auf dem Stimmzettel untergebracht werden. Und die werben um die Stimmen von über zwei Millionen Brandenburgern, unter ihnen erstmals auch junge Leute ab 16 Jahren. Gut zwei Dutzend der Kandidatinnen und Kandidaten stammen aus Brandenburg. Wer sind sie? Wofür stehen sie? Wie steht es um ihren Leumund? Gibt es Kandidaten, die die Europäische Idee eher ablehnen und damit Europa mehr schaden als dienen?

Wie auch immer Menschen in Teltow-Fläming die Dinge sehen. Die Antwort bleibt: Mensch, geh wählen!

Manche sagen, es sei in der Demokratie doch ein Privileg wählen zu können. Und es verstehe sich von selbst, dieses Privileg in Anspruch zu nehmen. Jennifer Rupprecht, Bürgerbeauftragte des Landkreises, sieht das pragmatischer: „Zu wählen ist kein Privileg. Zu wählen ist in der Demokratie ein verbrieftes Recht. Und dieses Recht sollten alle wahrnehmen, um sich als mündige und selbstbewusste Bürger dieses Landes zu verstehen.“

Nicht wählen und seine Mitbestimmung für Politik und Gesellschaft fahren zu lassen, war noch nie eine gute Idee. Personen in politischen Ämtern, ob in Beruf oder Ehrenamt, brauchen den Rückhalt ihrer Wählerschaft. Das verleiht ihrer Arbeit Legitimität. Die eigene Wahlentscheidung anderen zu überlassen, ist im Übrigen zu kurz gedacht. Experten wissen, dass Nichtwähler durchaus politisch Einfluss nehmen, da ihr Verhalten die extremistischen Ränder stärkt.

Damit sich nach der Wahl niemand betreten die Augen reibt, sind am 9. Juni die Ausgeschlafenen gefragt. Dann klappt’s auch mit der Politik. (Partnerschaft für Demokratie Teltow-Fläming)