Als Martin Lewin auf den Stolperstein blickte, der seiner Mutter im Berliner Stadtteil Friedenau gewidmet ist, bemerkte er lakonisch: „I now can find closure“ (Nun kann ich abschließen). Gemeinsam mit seinem Bruder hatte er 1941 als Zehnjähriger Zuflucht in den USA gefunden. Die Mutter, an die ihn nur noch drei Briefe erinnern, wurde vermutlich 1942 in Teblinka ermordet.
Einer von sieben Stolpersteinen wird demnächst in Baruth/Mark an Frieda Lewin erinnern. In der Schützenstraße 14, die heute Geschwister-Scholl-Straße heißt, hatte die Familie bis 1938 gelebt und sich nach der Pogromnacht des 9. Novembers nach Berlin gerettet. Vater Salomon Lewin war nach seiner Verhaftung ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht worden. Ihm gelang 1939 die Flucht. Über England und Australien gelangte er sechs Jahre nach Kriegsende in die USA, wo er seine beiden Söhne wiedersah.
Foto: Martin Lewin am Stolperstein seiner Mutter Frieda Lewin
An das Schicksal dieser Baruther Familie und Frieda Lewins Herkunftsfamilie Heymann in der Hauptstraße 92 will die Stadtstiftung Baruth/Mark mit den Stolpersteinen erinnern. Am Vormittag des 22. August wird der Künstler Gunter Demnig jene sieben Gedenksteine an den beiden Häusern verlegen. Eine öffentliche Gedenkfeier mit musikalischer Untermalung durch Mitglieder der Goersch’schen Chorgemeinschaft soll die Aktion abschließen.
Der Künstler Gunter Demnig hatte die Idee zum Projekt „Stolpersteine“
Das Projekt der Stolpersteine geht zurück auf das Jahr 1992, als Gunter Demnig erstmals kleine Gedenktafeln verlegte. Sie erinnern an das Schicksal von Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Inzwischen ist aus der Initiative ein europaweites Projekt in über 30 Ländern geworden. Weit über 100.000 Stolpersteine gegen das Vegessen sind seither verlegt worden, darunter mehr als 1.300 in Brandenburg.
Zu dem Projektnamen „Stolpersteine“ zitiert Gunter Demnig gern die Erläuterung eines Schülers: „Nein, nein, man stolpert nicht und fällt hin, man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen.“
Das Setzen der Stolpersteine wird durch ehrenamtliches Engagement möglich gemacht, und es entstehen Kosten von ca. 1200 Euro. Wer die Aktion unterstützen möchte, kann unter folgender Kontonummer spenden:
Stadtstiftung Baruth/ Mark
Verwendungszweck: Stolpersteine
Mittelbrandenburgische Sparkasse
KN: IBAN DE38 1605 0000 1000 8538 25