„Vielfalt lesen und leben“

Kinder aus zugewanderten Familien wachsen in der Regel mit zwei Sprachen auf. In den Kitas von Teltow-Fläming sollen demnächst Medienboxen helfen, Mehrsprachigkeit zu pflegen. Ein Projekt der Stadtbibliothek Luckenwalde gemeinsam mit der Partnerschaft für Demokratie.

Rund ein Drittel der Kinder im ersten Schuljahr ist zweisprachig und beherrscht neben der deutschen auch die Herkunftssprache der Eltern. Die Bildungswissenschaft hat ermittelt, dass auf deutschen Schulhöfen rund hundert Sprachen gesprochen werden. Lange Zeit herrschte die Meinung vor, zweisprachig aufwachsende Kinder seien überfordert und würden später keine der beiden Sprachen gut genug beherrschen.

Diese Ansicht ist längst widerlegt. Heute ist sich die Mehrsprachigkeitsforschung überwiegend einig, dass je nach familiärem Hintergrund ein Zuhause in zwei Sprachen Vorteile für die geistige Flexibilität bringt. Und: Junge Leute, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, haben es leichter, später weitere Sprachen zu erwerben.

Didaktik-Professor Jörg Keßler von der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg bringt es auf den kurzen Nenner: „Mehrsprachigkeit ist sicherlich immer eine gute Idee.“ Damit die gute Idee bereits im Alltag von Vorschule und Kita geübt wird, hat die Partnerschaft für Demokratie Teltow-Fläming gemeinsam mit der Stadtbibliothek Luckenwalde ein Projekt erarbeitet, das zum Jahresbeginn 2024 gestartet wird.

Unter dem Motto „Vielfalt lesen und leben“ können Kitas Medienboxen entleihen, die Hör- und Vorlesematerialien für Kinder von vier bis sechs Jahren in mehreren Sprachen zur Verfügung stellen. Dabei soll es die Auswahl geben zwischen Arabisch, Ukrainisch, Polnisch, Farsi und Russisch. Die Boxen enthalten auch zweisprachige Lernstoffe und zusätzlich für die Mitarbeiterinnen der Kitas Fortbildungsinformationen zur Methodik mehrsprachlicher Vermittlung.

In Teltow-Fläming leben nahezu dreitausend Kinder und Jugendliche aus hundert Nationen. Die größte Gruppe bilden ukrainische Jungen und Mädchen in der Altersgruppe bis 18 Jahre. Zugewanderte Familien aus Polen haben über 400 Söhne und Töchter, die im Landkreis zur Schule oder in die Kita gehen. Eine große Gruppe – rund 550 – bilden zudem Kinder und Jugendliche mit afghanischer oder syrischer Familiengeschichte.

Eine Handreichung zum Thema Mehrsprachigkeit hat das Mercator Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache jüngst vorgelegt. (Zum Download)

 

weitere Informationen:
Das Potenzial mehrsprachig aufwachsender Kinder heben (Deutschlandfunk)
Muttersprachlicher Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund (RAA Brandenburg)

Bild oben:
Bibliotheksleiterin Heike Rosendahl und PfD-Koordinatorin Annette Braemer-Wittke
machen sich ein Bild von den künftigen Medienboxen