Rückwärtsrolle „tradwives“

Das Hausfrauen-Bild der fünfziger Jahre: Für die einen erstrebenswerter Alltag und vermeintliche Erfüllung, für andere ein lohnendes Geschäftsmodell. Oder beides. In den USA unübersehbar mit der rechten AltRight-Bewegung verknüpft, in England bereits Gegenstand wissenschaftlicher Forschung, führt die tradwife-Bewegung in Deutschland noch ein eher bescheidenes Dasein in den Sozialen Medien. Das verführt dazu, die politische Agenda dahinter zu vernachlässigen.

Tradwife steht für „traditionelle Ehefrau/Hausfrau“ und bezeichnet die freigewählte Rückbesinnung auf das Frauenbild der Nachkriegszeit, als Gleichstellung noch ein Fremdwort war und Feminismus noch nicht einmal in den Kinderschuhen steckte. Herd und Familie, gerne als Keimzelle der Gesellschaft gesehen, dieses tradwife-Ideal wird von der organisierten Rechten nur allzu bereitwillig vereinnahmt.

ZEIT-Autorin Gunda Windmüller fasst die Bewegung so zusammen: „Tradwives sind Blendwerk für eine Politik, die – von Modernisierungsängsten getrieben – historische Folklore nutzt, um eine Welt auszuschmücken, die rückwartsgewandter nicht sein könnte.“

Darum romantisieren immer mehr junge Frauen die 50er auf TikTok (Welt)
„Dem Mann unterwerfen“: Auf TikTok wollen Frauen #tradwife sein und den Haushalt machen (Buzzfeed)
#Tradwife: Hausfrauentrend auf TikTok (Deutschlandfunk)
Hausfrauen-Trend auf Instagram: Eine #Tradwife interessiert sich nicht für Emanzipation (Tagesspiegel)
Sogenannte Tradwives werben fürs Hausfrau sein – klingt harmlos, ist es aber nicht (ZEIT)
Frauen, die die Zeit zurückdrehen (Magazin Universität Frankfurt)

In den USA und Großbritannien ist die Bewegung Gegenstand der Forschung:
The #Tradwife Persona and the Rise of Radicalized Domesticity (researchgate.net)
From Swiffers to Swastikas: How the #tradwife movement of conventional gender roles became synonymous with white supremacy (Bard Digital Commons)
Behind the Rise of the Online ‘Tradwife’ Movement (Vice)
#TradWives: sexism as gateway to white supremacy (openDemocracy)

Foto: ArtsyBee/Pixabay

Der Corona-Lockdown hat’s möglich gemacht: Carolin Kebekus tauchte ein in die Welt der tradwives.